Herbert Grönemeyer tanzt am Seaside Festival 2019

“Der Tag ist alles ausser gewöhnlich” – startete Herbert Grönemeyer unter willkommenden Applaus an diesem schönen Sommerabend sein Konzert in der Spiezer Bucht – und auch “Es sind die einzigartigen Tausendstel-Momente. Das ist, was man Sekundenglück nennt” passte total perfekt. Dabei waren diese 1,5 Stunden mehr als nur Sekundenglück.

Ein Bisschen enttäuscht war ich ja schon, dass wir bei ihm nicht auch im Fotograben stehen durften. Das wäre definitiv ein Highlight gewesen. Ganz besonders bei diesem euphorischen Konzert an diesem Samstagabend in Spiez! Übrigens der Ortsname schien ihm – wie allen anderen ausländischen Künstler – genauso Mühe zu bereiten. Er konnte Spiez genauso schlecht aussprechen. 😉

Kopf hoch, tanzen!

Es sind schon 8 Jahre her seit dem damaligen Konzert im Wankdorf (Herbert Grönemeyer im Stade de Suisse). Uff, hätte definitiv eher wieder an ein Konzert gehen sollen. Aber wie sagt man so schön? Besser spät als nie! Wer hätte gedacht, dass “Gröni” mit 63 Jahren noch genauso energisch und fit ist, wie damals? 

Sie fuhren fort mit “Bist du da”, ebenfalls ein Titel ab seinem neusten Album “Tumult” (VÖ: 2018) mit dem er zurzeit auf Tour ist. Dabei führte Grönemeyer aber vor allem ganz nach dem Song “Kopf hoch, tanzen” durch die Show: Kopf ausschalten und einfach los tanzen. Wie er es fühlte, wie es sich ergab, hüpfte und tanzte der deutsche Musiker über die Seaside Bühne. Seine Energie und Euphorie steckte sofort das Publikum an. Wobei Hits wie “Bochum” und “Männer” das natürlich zusätzlich unterstützten.

Und warum geht ihr zum Grönemeyer Konzert?

Es habe ja eine Umfrage gegeben, warum die Leute zum Grönemeyer Konzert gingen, lachte er.  7% kämen wegen der Texte, 13,25% weil er so tierisch tanze, 17% wegen der Musik und 62,75% weil er tierisch aussehe. Es ging genauso ausgelassen mit “Was soll das” und “Vollmond” weiter, mit rockigen Gitarrenriffs und mitreissenden Beats, bevor nicht nur seine Songs “Mein Lebensstrahlen” sowie “Halt mich” wieder ruhiger wurden sondern auch er. Immer mal wieder zog er sich ans Piano zurück. Wer währenddessen im Publikum zu laut und zu viel redete, kriegte böse Blicke. Ich sag nur: Richtig so! 

Grönemeyer startete mit der Erzählung zu seinem Migrationshintergrund und seiner Mutter aus Estland. Er kündete damit den nächsten Song “Doppelherz” an, bevor er realisierte, dass er auf der Setlist verrutscht war und lachend zu “Stück vom Himmel” überging. Er würde danach die Ansage nochmals machen. Entweder vergass er die aber im Anschluss oder liess sie absichtlich weg, als er darauf wirklich “Doppelherz” anstimmte. Solchen Liedern müsse man auch einfach mal eine Chance geben. 

Kein Millimeter nach rechts

Keine Chance gibt Grönemeyer dem Populismus und rechtsdenkenden Menschen. Mit Aussicht auf die Wahlen in Deutschland forderte er nicht nur mit seiner Ansprache, sondern auch seinem nächsten Lied “Fall der Fäll” scharf dazu auf, andere Menschen nicht zu hetzten und keinen Millimeter nach rechts zu gehen. Das sei gemein und hinterlistig. Man stimmte ihm zu.
 Schon immer politisch und sozial engagiert, nahm Herbert Grönemeyer öfters schon an diversen Events gegen Rechts und für Demokratie und Toleranz teil. Passend dazu folgte dann sein Überhit „Mensch“. 

Dieses eine Lied

Mit „Alkohol“ und „Bleibt alles anders“ gings dem Ende zu. Nicht aber ohne vornweg die Band noch vorzustellen. Einer der Musiker durfte sogar – wie bereits der Kodaline Frontmann am Vortag – ebenfalls am Seaside Festival Geburtstag feiern. Ganz am Ende angekommen war Grönemeyer dann aber doch noch nicht. Mit „Der Weg“ ging es in die Zugabe. Ausserdem durfte natürlich das eine Lied nicht fehlen, das er bereits unzählige Male versucht habe “zu versenken und aus dem Flugzeug zu werfen”. Er werde es einfach nicht los. Die Rede war von “Flugzeuge im Bauch”. Wobei wir 90er Kinder uns dann doch schnell einig waren, dass wir die 1998-Oli P. Version doch lieber mögen 😉 Sorry, das ist einfach wohl so ein Generationen-Ding. Zum Schluss noch das Publikum in zwei Gruppen geteilt, um zusammen zu singen, verabschiedete sich Herbert Grönemeyer mit “Zeit, dass sich was dreht”.

Das war ein geniales Konzert! Mit seiner ganzen Energie, der Lebensfreude, die von ihm ausgeht sowie den Sprüchen und natürlich seiner wunderbaren Musik begeisterte er. Wie schon bei Bonnie Tyler: Da können sich die jüngeren Generationen noch was abschauen.   

Infos zu Herbert Grönemeyer findet ihr hier: www.groenemeyer.de
Alles zum Festival gibts hier: www.seasidefestival.ch