Picknick Open Loreley 2016

Ich hab mir am Wochenende einen kleinen Traum erfüllt. Okay, eigentlich war er echt gross und die Reise dabei dann in vielerlei Hinsichten total überwältigend: Ich war auf der Loreley – nach all den Jahren waren es schliesslich The Souls, die mich dahin gebracht haben.

Die Loreley
Kelly Family Fans kennen die Loreley nur zu gut: Die Loreley, der Felsen bei St. Goarshausen, westlich von Frankfurt am Main, im oberen Mittelrheintal, wo auf der Lichtung die legendäre Freilichtbühne steht. Regelmässig finden dort die verschiedensten Konzerte statt und 1995 wurde von dort eines der tollsten Konzerte der Familie auf Premiere live übertragen und aufgezeichnet (“Live At Loreley”) – ja, wohl eines der tollsten Konzerte überhaupt. Wenn ich da richtig informiert bin, spielte im Jahr 2000 die Band das letzte Mal dort. Ich hab es nie geschafft für die Kellys dahin zufahren. Tja, damals war ich auch erst 16 Jahre alt. Die Kelly Family hat mir aber in den Kopf gesetzt, dass die Loreley ein unglaublicher Ort sein muss und ich da unbedingt mal hin will. Nachdem The Souls letztes Jahr am „Picknick Open Loreley“ spielten, ich aber nicht hinkonnte, sich das dieses Jahr aber wiederholte, war der Moment gekommen: Jetzt oder nie! Und ich bin mehr als glücklich, ihnen die rund 500 km nach St. Goarshausen gefolgt zu sein. Ich wurde nicht enttäuscht und es war alles so viel mehr als nur ein Konzert. Klar, hätte ich da schon vor langem hin gehen können, aber es war jetzt genau richtig.

St. Goarshausen ist ein ruhiger und unglaublich schöner Ort in der Rheinland-Pfalz mit weniger als 1400 Einwohnern. Der Ort ist allerdings in vier Stadtteile unterteilt und es gibt einiges zu sehen – vor allem eben die Loreley. Am Vortag angereist, hatte ich mich bereits mal etwas im Ort umgesehen und bin den ganzen Weg schon mal zu Fuss hochgestiegen. Es gibt zwei Fusswege hoch zur Loreley, einen etwas längeren und einen kürzeren. Der längere, den ich genommen habe, ist wohl einiges flacher, fühlt sich eigentlich so an, als würde man auf den Gurten steigen. Das ganze Wochenende war es in St. Goarshausen so schwül, man zerging echt fast und es war damit ziemlich anstrengend den Hügel hochzukommen. Ich war zum Glück dann vor dem Gewitter oben angekommen und fand rechtzeitig Schutz vor der kurzen Sintflut. Ich hoffte wirklich, dass wir am Konzerttag vor sowas verschont blieben.

Die Aufbauarbeiten für den Picknick-Konzerte-Event waren natürlich im vollen Gange und ich konnte bereits einen kleinen Blick auf die Bühne erhaschen. Ein unglaublicher, emotional sehr überwältigender Moment auf diese Bühne runter zu sehen, vor diesem Gelände zu stehen. Während ich am nächsten Morgen noch etwas auf Sightseeing-Tour war, machten die Bands dort den Soundcheck, der sich teils übers ganze Tal ausbreitete. Ich war gerade auf dem Weg zur Loreley-Statue im Hafen von St. Goarshausen, als mir „Close my eyes“ von den Souls von oben runter sehr deutlich entgegen schallte. Wahnsinn! Die Vorfreude war riesig! Aber dieses Mal ging es definitiv mit dem Bus nach oben! Das tat ich mir nicht nochmal an. Wie gesagt, der Weg war eigentlich gar nicht sonderlich schlimm und sehr schön, aber es war einfach viel zu warm.

Der „sowas-passiert-mir-nie“-Moment
Vor Einlass und Konzertbeginn ging es dann aber noch zum Rodeln. Die Rodelbahn direkt neben dem Konzertgelände ist richtig gut: 400m zieht sie dich erst mal hoch und dann geht’s in Kurven rund 700 m runter. Okay, ich getrau mich schlussendlich dann nie Vollgas runter zu fahren, aber Spass macht es trotzdem. Auf dem Rückweg zum Konzertgelände waren tatsächlich Joris und seine ganze Band auf dem Weg zum Rodeln. Sie brauchten offensichtlich auch einen Zeitvertrieb bis zum Auftritt. Das war so ein „sowas-passiert-mir-eh-nie“-Moment. Ein sehr kurzer Moment zwar, aber schön.

Das Picknick Open
Ich kam dann dazu, mir das Konzertgelände anzusehen. Einmal rund ums Gelände, die Bühne von allen Seiten betrachten, Getränke und Foodstände checken und was sonst noch alles vorhanden war. Wow, ich stand tatsächlich vor der Loreley-Bühne. Die ersten Konzertbesucher breiteten bereits ihre Picknick-Decken aus und machten es sich auf der Wiese gemütlich. Es gab Getränke und Essensstände sowie sehr viele Beschäftigungsmöglichkeiten für die Kinder. Die meisten hatten natürlich aber ihre Picknick-Körbe mitgebracht, was ja der Sinn des Events war. Auch wenn die Einschränkungen bei den Mitbringseln dafür eigentlich recht gross waren. Einen halben Lichter Getränke pro Person ist nicht gerade sonderlich viel und die Getränke an den Ständen waren auch nicht grad günstig.

Ein Busfahrer hatte mir unten im Dorf ja noch erzählt, dass eigentlich 10 Busse für nach dem Konzert bereit stünden, dass 15‘000 Besucher (mehr als im Hallenstadion Zürich!!) Platz hätten auf dem Gelände, aber leider bis zu dem Zeitpunkt nur an die 3000 angemeldet waren. Also gerade mal 1/5. Und ja, es war wirklich nicht annähernd so viel Publikum da, wie es hätte sein können. Einerseits sicher blöd für den Veranstalter und für die Bands, anderseits fand ich das doch schön und relaxed. Man hatte damit viel Platz und es gab kein Gedränge auf dem Areal. Und erst hiess es ja, die Sitzplätze wären nummeriert, aber irgendwie dann wohl doch nicht und „mein“ Platz war bis fast zum Schluss eigentlich immer wieder frei, wenn ich Lust hatte, mich dort wieder hinzusetzen. Ich hatte mir das Gelände der Freilichtbühne ursprünglich ja auch irgendwie grösser vorgestellt, sah aber wohl einfach kleiner aus wegen der Abstufung. Und damals bei den Kellys war es ja auch wirklich voll. Naja, und im TV sieht eh immer alles grösser aus. Das Konzertareal mit der ganzen Umgebung ist aber noch viel schöner als erwartet. Und hey, das Wetter hielt! Die paar Tröpfchen sind nicht erwähnenswert.

Die Acts
FEE: Eröffnen tat den Konzertabend Fee. Sie ist eine deutsche Musikerin aus Marburg, die momentan als Support von Katie Melua tourt. Aufgrund des Attentats im Münchner Einkaufszentrum am Tag davor, startete sie ihren Auftritt mit ihrem Lied „Heile Welt“, was sehr schön passte. Mit ihren eher ruhigeren Songs, war das Konzert etwas zurückhaltender, die Stimmung etwas verhaltener.

MAX GIESINGER: Max Giesinger änderte das sofort. Er war ursprünglich nicht für das Openair vorgesehen, war dann aber als Ersatz für Adel Tawil da. Adel musste wegen einer Verletzung die ganze Sommertour absagen. Max und seine Band spielten gleich nach Fee. In der Schweiz ist der ehemalige The Voice of Germany-Teilnehmer wohl kaum bekannt, auch wenn SRF3 kürzlich seinen EM-Hit „80 Millionen“ spielte (Ich mag die ursprüngliche Songversion aber so viel lieber). In seiner Heimat reitet er damit aber auf einer ordentlichen Erfolgswelle. Eigentlich wären ja die Plätze in Kategorien eingeteilt gewesen, aber da der Event nicht so gut besucht war, holte er einfach alle Leute vor die Bühne und sorgte für tolle Stimmung. Vor allem auch in dem er über die Abschrankung ins Publikum kam und die Besucher mitten drin zum Mitsingen animierte. Ich hatte mich auf Max Giesinger gefreut, wollte ihn schon immer gerne mal live sehen. Dass er dann da im Publikum direkt vor mir stehen würde, hätt ich auch nicht erwartet. Ja, das war richtig toll. Es war aber allgemein ein super Auftritt und seine Songs wie „Barfuss und allein“, „Wenn sie tanzt“ oder eben „80 Millionen“ liebte ich. Von den deutschen Bands mochte ich ihn am liebsten.

Max musste nach dem Picknick Open noch weiter an ein anderes Konzert, weshalb er wohl auch bereits so früh im Programm war. Aber trotzdem stellte er sich nach dem Konzert noch für Autogramme ans Gitter neben der Bühne. Dank einem der Security-Männer kriegte ich sogar auch noch gerade so ein Autogramm von ihm, bevor er dann eben doch los musste. Danke, danke!

THE SOULS: Es folgte als einzige englischsingende Band The Souls. The Souls auf der Loreley! Ich mag die Band so viel mehr als nur in musikalischer Hinsicht. Sie bei ihrem Weg schon so lange zu begleiten und sie dann an meinem speziellen Ort, auf dieser ganz speziellen Bühne zu sehen, das war Gänsehaut pur! Einfach überwältigend. Auch wenn die Kellys mir vor Jahren schon die Idee mit der Loreley in den Kopf gesetzt haben, die Souls waren es schliesslich, die mich da hinbrachten. Und es war so toll da! Und Michi fragte irgendwann, ob denn jemand aus Bern da sei, als sich direkt neben mir zwei junge Frauen meldeten. Ich war so überrascht, ich hab nicht mal mitgekriegt, ob sich tatsächlich evtl. auch noch mehr gemeldet haben. Es war so unerwartet und so lustig zu gleich. Das Publikum applaudierte und jubelte hauptsächlich jeweils am Ende der Songs, hörten sonst vor allem zu. Aber zwischen den Leuten hob sich trotzdem der eine oder andere Fan raus. Es war ein super schönes Konzert! Schlussendlich können sich ihnen halt einfach die wenigsten entziehen. The Souls begeistern einfach mit ihren Songs, ihren Stimmen und Energie. Und die neuen Songs kommen live so richtig gut.

Der Ansturm auf sie nach dem Konzert war ziemlich gross. Vor allem gerade die Kids drängten sich jeweils neben der Bühne ans Gitter, um Autogramme und evtl. sogar Fotos zu ergattern. Vor dem Joris-Konzert schwärmten zwei Mädels dann von den Souls, als ich ihnen erzählte, dass ich wegen der Schweizer Band da war. Oder ich kam nach dem Konzert im Bus mit einer Familie ins Gespräch, während dem mir das eine Mädchen dann ganz stolz und mit leuchtenden Augen ihr Selfie mit Jay zeigte. Das waren richtig schöne und herzige Momente!

TEESY: Teesy, ein deutscher Sänger, Songwriter und Rapper gefiel mir auch ziemlich gut. Der gebürtige Berliner hab ich mal für etwa zwei Songs bei Cro gesehen und mochte ihn damals gleich so viel lieber als Cro selber. Ich war also gespannt, wie sein Konzert sein würde. Im rosa Hemd absolvierte er mit seiner Band einen sehr sympathischen Auftritt. Mir gefielen nicht alle seiner Lieder, aber er singt wirklich schön. Leider gab er nach dem Konzert keine Autogramme mehr.

NAMIKA: Namika, deren Hit „Lieblingsmensch“ ihr bestimmt alle schon gehört habt, war ebenfalls vor Ort. Eigentlich wäre sie ja am Gurtenfestival gewesen, ihren Auftritt hatte ich dort aber nicht gesehen. Ich hatte über ihre Konzerte nicht so viel Gutes gehört. Jemand meinte mal zu mir, dass nur „Lieblingsmensch“ gut sei. Aber man sollte sich halt schlussendlich immer seine eigene Meinung bilden, und ich kann das nun so auch gar nicht bestätigen. Ihr Song „Kompliziert“ gefiel mir da sogar besser als „Lieblingsmensch“, und auch „Nador“ ist sehr schön. Die deutsche Sängerin und Rapperin mit marokkanischen Wurzeln wirkt sehr sympathisch und es war richtig süss, wie sie mit einer Gruppe Kids verschiedenen Alters am Ende „Lieblingsmensch“ sang. Den Auftritt mit Namika konnten die Kinder im Vorfeld in einem Wettbewerb gewinnen. Also ja, meine Lieblingssängerin wird sie am Ende wohl eher nicht, aber man kann sich ihre Konzerte sehr gut ansehen. Schlecht sind ihre Auftritte auf keinen Fall.

JORIS: Für Joris musste ich ja auch extra erst nach Deutschland kommen. Er war ja auch am Gurtenfestival, habe aber wegen der Arbeit sein Konzert dort verpasst. Passte also echt perfekt, dass er auch am Picknick Open auftrat. Für ihn stand ich schliesslich dann doch ganz vorne an der Absperrung. Alle kamen zum letzten Konzert näher an die Bühne ran. Zwei Mädels fragten mich dann kurz vor dem Konzert, ob ich denn allein da sei und meinten auf mein „ja“, dass sich das ab sofort geändert habe. Und so schauten wir uns das Konzert zusammen an. Ich glaub, nirgendwo lernt man schneller Leute kennen als an Konzerten. Ist bei mir auf jeden Fall so. Joris (ich spreche übrigens wegen dem Bastian Baker Gitarristen den Namen bei ihm ständig falsch aus), der durch sein Song „Herz über Kopf“ bekannt wurde, war wegen der Absage von Adel Tawil zum Headliner aufgestiegen. Er versprach, dass er und die Band alles geben werden, um dem so gut wie möglich gerecht zu werden, dass doch aber dabei alle mithelfen sollten. Sie wurden dem auch absolut gerecht – mit Joris mal an der Gitarre, mal am Piano sowie mit wunderschönen Melodien und tollen Texten. Eine einfache Show, ohne grossen Schnickschnack, aber doch so mitreissend.

Während „Sommerregen“ liess er das Publikum bezogen auf das schreckliche Attentat im Münchner Einkaufszentrum am Vortag ein Bisschen in sich gehen, zusammenrücken und erinnerte alle daran, wie wichtig es ist zusammenzustehen und Liebe zu verbreiten. Es muss wie ein Faustschlag ins Gesicht gewesen sein, als am nächsten Tag am Festival in Ansbach, bei dem auch er auftrat, sich einer vor dem Gelände in die Luft jagte und so viele Menschen dabei verletzte. Ich hoffe, er lässt sich dadurch nicht entmutigen, auch wenn es schwer sein muss. Musik macht unsere Welt so viel besser. Solche Worte sind oft so ermutigend und beruhigend.

Nach zwei Zugaben, unter anderem seinen Hit „Herz über Kopf“ endete der Event mit einem tollen Feuerwerk über der Bühne. Auch er gab darauf noch Autogramme, beruhigte dabei alle Drängler, dass er bis zum allerletzten Autogrammwunsch bleiben werde.

Ein unglaubliches Erlebnis
Es hat sich so gelohnt zur Loreley zu reisen, an diesen Picknick Open-Anlass. Ich will auf jeden Fall wieder zurück auf die Loreley, nach St. Goarshausen. Ich hab mir nicht nur einen Traum damit erfüllt, sondern es ist ein unglaublich tolle Reise und ein schöner Anlass mit super Bands in einer traumhaftschönen Gegend gewesen. Auf Hin- und Rückweg sowie während des Aufenthalts in St. Goarshausen hab ich so viel entdeckt, erlebt und wunderbare Begegnungen gehabt. So viele Dinge, die das Ganze zu einem unglaublichen Erlebnis machten. Und ja, die Meldungen dieser Attentate vor und nach dem Picknick Open machen auch mir Angst und Sorgen. Diese Unsicherheit begleitet mich seit dem Bataclan-Anschlag mal mehr mal weniger. Ich möchte mich aber von sowas nicht von meinen Konzertbesuchen und Reisen abhalten lassen. Es entstehen dadurch nämlich an den schönsten Orten, mit den verschiedensten Menschen, die allertollsten Momente und Erinnerungen!

Infos zu Event und Künstler:
www.picknick-open.de
www.feemusik.de
www.maxgiesinger.de
www.thesouls.ch
www.teesymusik.de
www.namikamusik.de
www.jorismusik.de

Youtube-Playlist Picknick Open Loreley

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