Gavin James in Bern

Ich stand wohl keine 10 Minuten an meinen Platz, als das Licht ausging, ein Herr ganz allein ans Mikro trat und acappella begann zu singen. “Fields Of Dreams” hiess dieser erste wunderschöne Song und fesselte das Publikum, das aufmerksam zuhörte. Der Sänger war Declan Greene – mit “e” am Ende, denn er sei ja keine Farbe – ein irischer Sänger aus Dublin. Er war der Überraschungssupport.

Der Überraschungssupport

“Danke, dass ihr alle früher gekommen seid, um mich zu hören. Auch wenn die meisten nicht wussten, dass ich spiele!”, grinste Declan breit und hatte das Publikum sofort auf seiner Seite. Gavin James hatte also gleich zwei Support Acts mitgebracht.

Mit seiner lockeren, witzigen und sehr charmanten Art präsentierte Declan Greene nicht nur eigene Songs wie “Falling Lights”, “River” und “Stay”. Seine Version von Lady Gaga und Bradley Cooper’s “Shallow” kam ebenfalls super an. Das Publikum liess sich da am Ende des viel zu kurzen Sets nicht zweimal bitten mitzusingen. Und allen, die noch nicht genug hatten, bot er für nach der Show CDs und Gratis-Umarmungen an. Man musste ihn einfach sofort mögen!

Perfekte Harmonie von Saarloos

Das Pop/Rock-Trio Saarloos, bestehend aus Brian McGovern, Craig Gallagher and Andy Kavanagh, fuhr den Abend fort. Schon vor Saarloos hatten sich Brian und Craig solo einen Namen als Singer/Songwriter gemacht und hatten so Grössen wie Bon Jovi, Daniel Bedingfield und Picture This supported.

Neben der mitreissenden aktuellen Single “Fire is love”, bestachen sie etwa in “Memphis” oder “Changes” durch ihren zweistimmigen Gesang und wunderbaren, harmonischen Melodien. Während “Don’t loose faith” gabs auch mal ein Duett, ohne Andy am Bass. Der liess die Aussenwelt in der Zwischenzeit durch einen Live-Stream am Auftritt teilhaben. Da stand dafür plötzlich Gavin James zwischen den beiden und sang ein paar Takte mit ihnen mit. So schnell wie er allerdings aufgetaucht war, so schnell war er wieder verschwunden.

Saarloos liessen es sich ebenfalls nicht nehmen das Publikum mit einzubinden. Vor allem zum letzten Song “Girl From New York” liessen sie nochmals alle mitsingen.

Gavin James bringt Band mit

Gavin James trat ganz allein nur mit seiner Gitarre ins Rampenlicht und zog das ausverkaufte Bierhübeli mit “Til the sun comes up” vom ersten Ton an in seinen Bann. Alle hingen sie ihm an seinen Lippen und hörten genau zu, wenn er hingebungsvoll an den Saiten zupfte, mit seiner faszinierenden Stimme und so viel Gefühl seine Songs zum Besten gab. So kannte man ihn bisher immer. Aber anders als erwartet, tourt er nun mit kompletter Band.

In seiner Heimat ist Gavin James längst kein Unbekannter mehr. In einer musikalischen Familie aufgewachsen – seine Urgrosseltern waren bekannte irische Opernsänger und seine Schwester singt im Dubliner Gospelchor – wurde seine erste Single “Say Hello” damals direkt zum “Irish Song Of The Year” gekürt. Mit seinem ersten Live-Album sowie dem Debutalbum “Bitter Pill” feierte Gavin bald ebenfalls Erfolge im Ausland und war bei Ed Sheeran als auch Sam Smith als Support dabei.

Erste Headline-Show in Bern

Spielte Gavin James letzten Sommer noch in der kleinen Amboss Rampe in Zürich, brachte ihm sein Nachfolgealbum “Only Ticket Home” mit Hits wie “Always” und “Glow” einen Boost. Und nach einem Auftritt am Energy Air im Berner Stade de Suisse (die eine oder andere Stadionhymne ist auf jeden Fall dabei) ist es also gar nicht so überraschend, dass er bei seiner drei Konzerte-Tour durch die Schweiz, darunter seine 1. Headliner-Show in Bern, nun im Bierhübeli vor vollem Haus spielte.

Es war meist mucksmäuschenstill, wenn Gavin und seine Band die leisen Töne spielten und reihenweise Gänsehautmomente verursachten. Mal spielten sie zusammen “The Middle” akustisch, dann stand Gavin für “22” nur in Begleitung vom Pianisten auf der Bühne und bei “Nervous” bereits wieder ganz allein im Singer/Songwriter Stil. Er war nicht ganz so gesprächig, wie ich das irgendwie erwartet hatte, aber Gavin und seine Band vermochten in jeglicher Weise das Publikum zu verzaubern.

Waren auf dem ersten Album vor allem Balladen und folkigeren Pop/Rock zu finden, gibt es auf “Only Ticket Home” vermehrt schnellere, von Synthie geprägte, ‘modernere’ Songs. Somit war da neben der ruhigen auch bald die wildere, aufgedrehtere Seite von Gavin zu hören und sehen. Gavin und seine Mitmusiker groovten etwa zum R’n’B gespickten “Faces”, drehten mit mitreissenden Popsongs wie “Glow” richtig auf und starteten mit “Start again” erst recht durch. Gavin erlaubte sich zwischen dem abwechslungsreichen Set auch gerne Mal ein Spässchen mit dem Publikum.

Gegen Ende durfte natürlich Gavins’ “Hearts On Fire” auf keinen Fall fehlen. Der Song animierte nochmals alle zum ausgelassenen Tanzen, Hüpfen und Mitsingen. Er liess ausserdem dabei das Publikum das Spielchen mit dem in die Knie gehen und wieder aufspringen mitmachen.

Die Iren enttäuschten nicht

Erneut kehrte Gavin allein mit der Gitarre für die Zugabe zurück. Es wurde mit “The Book of Love” nochmals ruhiger, aber nicht für lange. Wiedervereint mit der Band stattete er dem Publikum während des Albumtitelsongs “Only Ticket Home” samt Gitarre zum Abschluss einen kurzen Besuch ab. Im Konfettiregen gröhlten dabei alle lauthals “Hey lala lalala” und verwandelten das Bierhübeli kurzerhand in einen Irish Pub um 4 Uhr morgens.

Endlich hatte es auch für mich geklappt Gavin James live zu sehen. Viel Gutes hatte ich über ihn schon gelesen und gehört und meine Erwartungen wurden damit nicht enttäuscht. Der sympathische Rotschopf hat, wie das bei den Iren so üblich zu sein scheint, die Musik definitiv im Blut und singt mit seiner wunderschönen Stimme tolle Balladen und Popsongs. So auch die vorangegangenen Support Acts Declan Greene und Saarloos.

Der Abend war ein riesen Spass gewesen und fand danach noch gar kein Ende: Declan Greene und das Trio von Saarloos setzten die Unterhaltung nämlich noch etwas fort. Sie schnappten sich hinterm Merchstand eine Gitarre und brachten für alle, die noch nicht genug hatten, nochmals ein Ständchen.

Da hofft man definitiv auf eine baldige Rückkehr.

 

Infos zu den Bands findet ihr hier:

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