Samstagabend 19:30 Uhr sitzen alle gebannt vor den Bildschirmen. Kaum zu glauben, aber auch Mitten im Pandemie-Lockdown ist es möglich neue Bands an Konzerten zu entdecken. Und erst noch an einem Live-Erlebnis, das sich fast ein Bisschen wie echt anfühlt. Aber eigentlich stehen für diese nächsten neun Events der Konzertreihe “Next Generation 2021” Bands entdecken und Konzerte schauen eher im Hintergrund. Im Swiss Education Showcase Projekt “Next Generation 2021” geht es, wie der Titel schon sagt, vor allem um Bildung – und zwar die der nächsten Generation.
Lernprojekt für den Nachwuchs
Die Eventbranche wurde durch die Corona-Pandemie hart getroffen: Sie ist die erste, die stillgelegt wurde und wird die letzte sein, die wieder richtig arbeiten darf. Am 28. Februar ist es bereits 1 ganzes Jahr (!!!) seit vom Bund aufgrund Corona das sofortige Verbot von Grossanlässe ausgesprochen wurde. Ein Jahr, in dem die Eventbranche mehrheitlich still steht. Konzertlokale, Clubs und Bars sind geschlossen. Eine Zeitlang hiess es sogar, singen sei verboten. Ein Ende nicht wirklich in Sicht.
Betroffen sind davon natürlich auch die Auszubildenden in der Branche: Während etwa KV-Lehrlinge im Home Office arbeiten und lernen können, bleibt den Auszubildenden Veranstaltungsfachfrauen und -männer durch die Verbote die Praxis in ihrem Beruf verwehrt. Der Schweizer Verband technischer Bühnen- und Veranstaltungsberufe (svtb-astt) hat deshalb gemeinsam mit dem Partnerverband artos (www.artos-net.ch) und den Lehrbetrieben sowie der Unterstützung von Bund und Kantonen das Projekt Swiss Education Showcase «Next Generation 2021» ins Leben gerufen.
Vom 20.02. bis 18.03.2021 organisieren die Auszubildenden insgesamt neun Grossveranstaltungen in der Schweiz und Liechtenstein unter der Leitung eines Lehrbetriebs. Die Events werden durch den Branchen-Nachwuchs professionell mit Licht und Ton inszeniert. Dabei rocken bekannte Schweizer Künstler die Bühnen diverser Konzertlokale (siehe auch: Eventtipp Next Generation 2021). Sogar das Publikum ist trotz Lockdown und Verboten dank moderner Technik, in diesem Fall dank der Videokonferenz-Software Zoom, live dabei.
Rääs eröffnet den Abend
Um 19:15 ist virtueller Einlass. Wie in echt, guckt man in der Teilnehmerliste erstmal, wer denn so alles da ist. Vielleicht kennt man ja sogar noch jemanden? Nach der Begrüssung von svtb Präsident Jörg Gantenbein gibt es eine kurze technische Einführung zwei der 94 Auszubildende. Nochmals jeder vorm Bildschirm Bild und Ton justieren, und los gehts.
Die Mundartband Rääs eröffnet an diesem ersten Abend die Konzertreihe “Next Generation 2021” auf der Bühne des SAL im Liechtensteinischen Schaan. Rääs im Konzertsaal, das Publikum daheim vor den Bildschirmen. Die Band rund um Frontmann Oli Frick freut sich riesig nach längerer Live-Absenz endlich wieder auf einer Bühne zu stehen.
Mal sind ihre Balzer Dialekt-Lieder rockiger, mal poppiger. Ihre Setlist beinhaltet aufstellende Songs wie “Gundula” oder “Schöne Zit”, natürlich mit passender kunterbunter Lichtshow, aber eben auch etwas ruhigere Lieder. Schwenkt Frontmann Oli dazu seine Arme, machen die Zuschauer vor den Bildschirmen mit. Feuerzeuge werden ebenfalls hervorgeholt. Ja, eben dank der vorhandenen, Technik ist diese Interaktion möglich. Im Konzertsaal hängen dazu 2 grosse Leinwände, damit nicht nur das Publikum die Musiker sieht, sondern eben auch anders rum.
Wer die Band, wie ich, erst jetzt kennenlernt: Die Liechtensteiner Band Rääs wird 2003 als Quartett gegründet. Zwei Jahre später spielen sie ihren ersten Auftritt. Die Band gewinnt zahlreiche Wettbewerbe in Österreich und Liechtenstein. Radios in Lichtenstein, der Schweiz und im Voralberg spielen ihre Songs. Mittlerweilen haben sie 3 Studio-Alben und ein Live-Album veröffentlicht. Sie stehen an diesem Abend zu siebt auf der Bühne. “Rääs” ist übrigens ein Mundartausdruck für “reif”. Und ja, den Ausdruck kenn ich in meinem Berner Dialekt so gar nicht.
Megawatt’s Feuer brennt
Die kurze Umbaupause zwischen den Bands wird für Interviews und kurze Gespräche mit Politiker und Bildungsverantwortlichen genutzt.
Passend zur aktuellen Corona-Situation geht es mit der zweiten Mundart-Rockband Megawatt und ihrem Song “Liechterloh” darauf weiter: “…Das Füür brönnt immer no, lichterloh. Ja, die Tröim wo ig gha ha, die sind irgendwie no da…”. Das Feuer der Band brennt und sie sind heiss auf diese rare Auftrittsmöglichkeit.
Lange Haare, schwarze Lederoutfits, kräftige Griffe in die Saiten der Elektrogitarren: Megawatt wären aktuell eigentlich mit ihrem gleichnamigen Debutalbum auf Tour, wäre da nicht diese Pandemie. Die Band gibt es dabei noch gar nicht so lange. Sie starten erst kurz vor dem Lockdown im Januar 2020 mit ihrem ersten Auftritt, dem Top 10-Album sowie vielen Plänen durch. Dadurch sind sie dieses Jahr sogar als “Best Breaking Act” für einen Swiss Music Award nominiert. Ob sie den Betonklotz nach Hause nehmen werden, erfahren wir durch die Award-Verleihung am kommenden Freitag.
Megawatt’s Set geht mit “Irgendwia” und “Hinter diar” weiter. Frontmann Thomas Graf lobt mit letzterem den Verband, wie er hinter den Lernenden steht und für sie diese Möglichkeiten organisiert. Thomas selbst ist auch Lehrlingsbetreuer in einem Industriebetrieb mit 40 Auszubildenden. Zwei der eigenen Auszubildende holt er für ein kurzes Gespräch sogar auf den Bildschirm. Ebenso lässt er einen Fan die persönliche Bedeutung zum Lied “Loieherz” direkt selbst erzählen, bevor Megawatt mit Erinnerungen an die “80er Jahre” das Ende ihres mitreißenden Konzerts erlangt.
Ein unterhaltsamer Abend
Das waren zwei tolle, unterhaltsame und sympathische Konzerte von zwei spannenden, neuentdeckten Mundartbands. Der Sound zu beginn etwas holprig, schienen die Einstellungen bald zu stimmen. Es ist für die Veranstalter ja nicht grad einfach und ziemlich herausfordernd den optimalen Sound auf die verschiedenen Geräte zu den Leuten nachhause zu bringen. Die Wenigsten haben wahrscheinlich die mega Soundanlagen und vielleicht auch nicht immer die beste Internetverbindung.
Ein Livestream ist sicher kein Ersatz fürs echte Konzerterlebnis. Es ist aber eine schöne und abwechslungsreiche Alternative zur Überbrückung während der Pandemie, bis endlich wieder geöffnet und normal veranstaltet werden kann. Und mit Zoom ist das noch witziger, als ein simpler Livestream. Ich persönlich freu mich, immer mal wieder ein richtiges Live-Konzert von einer richtigen Bühne zu sehen. Und wenn es für die Bildung so vieler hilft, noch besser.
Die nächsten Shows des “Next Generationn 2021 Projekts” folgen bereits dieses Wochenende:
Do, 25.02.2021 mit der Brugger Indie-Popband Ellas & dem Zürcher Musiker Nickless
Fr, 27.02.2021 mit dem Geschwister-Duo Zibbz & Musiker Kunz.
Eine Auflistung der ganzen Events findet ihr hier: Eventtipp Next Generation 2021 .Die Tickets gibts bei Ticketcorner.
Vielleicht sehen wir uns ja im Zoom-Chat?!
weitere Informationen zu Event & Bands findet ihr hier:
www.nextgeneration2021.ch
www.megawattmusig.ch
www.mundart.li
